Film Gomorrha - Reise in das Reich der Camorra

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Kinostart: 11.09.2008


Handlung

Der Film spielt in der italienischen Stadt Neapel und der Region Kampanien, zu der die Provinzen Caserta und Neapel gehören. Das Leben der Menschen wird dominiert durch Macht, Geld und Blut, und ist in der festen Hand der Camorra. Gomorra verwebt fünf scheinbar unabhängige Handlungsstränge ineinander, die sich schließlich gegenseitig beeinflussen.
Storia di Totò
 Im sozialen Brennpunkt Scampìa liefern sich die Clans Scissionisti di Secondigliano und Clan Di Lauro eine Fehde. In diesem Umfeld wächst der dreizehnjährige Totò auf. Da sein Vater im Gefängnis sitzt, wird der Lebensunterhalt von Totò und seiner Mutter durch die Scissionisti finanziert. Doch Totò entscheidet sich für den Clan Di Lauro zu arbeiten und gerät so zwischen die Fronten des Bandenkriegs.
Storia di Don Ciro e Maria
Don Ciro ist ein Buchhalter der Mafia. Er zahlt den Angehörigen toter oder inhaftierter Mitglieder des Familien-Clans ein Gehalt aus und muss in dieser Funktion von Haus zu Haus durch die Brennpunkte Neapels. Vergeblich versucht er den Fängen der Mafia zu entfliehen und seine Bosse davon zu überzeugen ihm eine andere Aufgabe zu überlassen. Zuletzt traut er sich nur noch mit einer beschusshemmenden Weste in die Slums. Während er an einer großen Geldübergabe teilnimmt, kommt es zu einem Massaker.
Storia di Franco e Roberto
Franco ist ein Unternehmer auf dem Gebiet der Entsorgung von giftigen Abfällen. Einem norditalienischen Konzern bietet er die Entsorgung ihrer Abfälle zu halbierten Kosten und mit allen offiziellen Zertifizierungen an. Die Unternehmer akzeptieren, wohl wissend, dass die Entsorgung in illegalen Deponien in Kampanien stattfinden wird. Der junge Techniker Roberto wird von Franco engagiert um geeignete Orte für die Entsorgung aufzutreiben. Die Wahl fällt schließlich auf einen Steinbruch. Während eines Unfalls mit den Giftfässern in diesem Steinbruch verletzt sich ein Arbeitnehmer. Die verbliebenen LKW-Fahrer protestieren und legen ihre Arbeit nieder. Kurzerhand engagiert Franco Kinder im Alter von acht bis zehn, die die LKWs mit ihrer Ladung zum Bestimmungsort bringen. Eine Familie kleiner Grundbesitzer in wirtschaftlichen Schwierigkeiten bietet Franco ihr Land zu hundert Euro pro LKW an. Nach einem Besuch dort schenkt der alte Bauer Roberto eine Kiste mit Pfirsichen. Während der Rückfahrt, weist Franco Roberto an diese weg zu werfen, da die Pfirsiche verseucht seien. Angewidert von seinem Chef legt Roberto seine Arbeit nieder, obwohl dieser ihm erklärt, dass ohne seine Arbeit Kampanien den wirtschaftlichen Anschluss an Europa verlieren würde.
Storia di Pasquale
Pasquale ist von Beruf Schneider für die Haute Couture in einer kleinen Fabrik und gilt als kreativer Kopf des Unternehmens, während sein Arbeitgeber unter dem Druck der Camorra steht. Um sich nebenbei etwas dazu zu verdienen, lässt sich Pasquale von einem chinesischen Unternehmen anheuern, die ihm für die Ausbildung illegal eingewanderter Chinesen zweitausend Euro pro Tag zahlen. Diese Arbeiter überschütten ihn mit Beifall und Ehrungen. Da sich dieses Unternehmen in Konkurrenz zur Mafia befindet, muss Pasquale im Kofferraum eines Autos zu der chinesischen Fabrik transportiert werden. Trotzdem erfährt die Camorra von Pasquales „Verrat“ und startet einen Mordanschlag auf das Auto, in dem er transportiert wird. Als einziger kann er überleben und flüchtet aus der Region Kampanien. Auf einer Raststätte sieht er im Fernsehen die Schauspielerin Scarlett Johansson auf dem roten Teppich des Filmfestivals in Venedig, die ein Kleid trägt, dass er zuvor entworfen hatte.
Storia di Marco e Ciro
 Mark und Ciro sind zwei junge Straftäter aus dem Umfeld des Clan dei Casalesi. Sie träumen davon einmal mächtige Gangster zu sein und spielen Szenen aus dem Film Scarface nach. Als sie zunächst bei einem Raubüberfall Drogen erbeuten und im Anschluss ein verstecktes Waffenarsenal der Camorra ausheben, bekommen sie von den mächtigen Mafiabossen eine Warnung. Diese wird von den beiden allerdings in den Wind geschlagen. Sie bringen weder die Waffen zurück, noch beenden sie ihre Raubzüge. Von einem der Mitglieder des Clans werden sie schließlich in eine Falle gelockt und hingerichtet.

Kritiken

„Die völlig unreißerisch, gleichzeitig auf unprätentiöse Art einfallsreich inszenierte Darstellung einer alles durchdringenden Struktur, die mit Erpressung, Gewalt und oft schlicht als Ersatz für Sozial- und Pensionsversicherung kaum einen Ausweg aus ihren Fängen lässt, bewegte die Gemüter. Gerade bei einem so schwierigen Thema, bei dem Zeugenaussagen vor laufender Kamera so schwer zu bekommen sind, birgt ein Spielfilm wie Gomorra die Möglichkeit, sich realen Sachverhalten möglicherweise besser anzunähern, als jede reißerische Doku. Was für ein Film.“ – Julia Pühringer: Kurier

 „Das Buch, akribisch recherchierte Enthüllungsgeschichten über die Macht der Camorra - wie Kinder in den Drogenhandel geraten, die Mafia die Abfallwirtschaft und die Textilindustrie übernahm -, war ein Bestseller in Italien, traf auf Wut und Empörung, aber ein Film hat nicht draus werden wollen. Vielleicht ist man, hat man diese Skandalgeschichten einmal gehört, schon genug empört. Garrone erzählt sie nach, ineinander verwoben, aber er hat ihnen nichts hinzuzufügen.“ – Susan Vahabzadeh: sueddeutsche.de

 „"Gomorra" ist kein Film der lauten Empörung, sondern des kalten Registrierens.“ – Cristina Nord: die tageszeitung[1] „Garrone und Saviano, der auch das Drehbuch konzipiert hat, durchdringen das wuchernde System anhand von Fallbeispielen, bleiben dabei aber ganz auf Augenhöhe mit der Wirklichkeit. Romantisiert wird nichts, im Gegenteil: Zwei Jugendliche, die beherzt Szenen aus Brian de Palmas Scarface nachstellen, werden am härtesten mit realen Vorbildern zusammenprallen. Die sprechen zwar manchmal auch mit krächzender Stimme wie im Paten, doch ihre Taten sind effizient, brutal und tödlich. Garrone geht es allerdings nicht so sehr um übermäßig Dramatik. Die einzelnen Episoden reißen wie Fäden immer wieder ab, bis sich das Bild der Camorra über etliche gesellschaftliche Schichten erstreckt. In visuell oft verblüffenden Einstellungen, die den Sozialrealismus des Films auf fast surreale Weise erweitern, geraten die Figuren in Gomorrha in Zwickmühlen, aus denen sie sich nicht mehr befreien können.“ – Dominik Kamalzadeh: Der Standard

Auszeichnungen

Gomorra war im Jahr 2008 in Cannes nominiert für die Goldene Palme und gewann den Großen Preis der Jury, der von Roman Polanski überreicht wurde.

Veröffentlicht in Film und Fernsehen

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